„Andere Länder, andere Sitten“. Diese Redewendung stellt Erstbesucher der USA vor eine kleine Herausforderung, schließlich möchte man nicht durch unbewusste Unsitten als Gast negativ auffallen.
Die nachfolgenden Informationen helfen dir, einen Einblick in die amerikanischen Sitten und Gebräuche zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Ablauf der Einreise
Die Einreise kann sich als langwieriges Prozedere herausstellen, insbesondere wenn mehrere Flüge gleichzeitig ankommen. Es ist nicht unüblich eine Stunde und länger in der Schlange zu stehen und erst dann von einem Beamten befragt zu werden.
Die Befragung ist sehr persönlich. Es werden Dinge wie der ausgeübte Beruf, vorhandene Zahlungsmittel, die Reisedauer oder das Reiseziel abgefragt.
Sind dem Beamten die Antworten suspekt, kann es auch noch viel detailliertere Fragen geben. Möglicherweise verpasste Anschlussflüge liegen an der Tagesordnung und lassen sich auch durch Betteln bei dem Service-Personal nicht verhindern.
Es gilt also: ruhig bleiben und das Prozedere über sich ergehen lassen, auch wenn die Reisestrapazen auf dir lasten.
Generell sollte Beamten gegenüber, sei es bei der Einreise- oder einer Verkehrskontrolle, ein freundliches und respektvolles Verhalten an den Tag gelegt werden.
Der Beamte stellt die Fragen und Forderungen, nicht umgekehrt. Dieses Vorgehen gilt ebenfalls für eine mögliche Polizeikontrolle – die Hände am Lenkrad lassen, keine hektischen Bewegungen machen und auf die Forderungen des Officers eingehen.
Trinkgeld
In den USA sind viele Beschäftigte im Service-Bereich, also etwa Barkeeper oder Kellner, abhängig von dem erhaltenen Trinkgeld, weil sich der Stundenlohn in der Regel nur auf wenige Dollar beläuft.
Die Gabe eines Trinkgeldes wird erwartet, wobei die Höhe gerne der Wertschätzung für den erbrachten Service entsprechen darf.
Nachfolgend findest du eine kurze Übersicht über den durchschnittlichen Anteil am Rechnungsbetrag:
- Service-Personal in Restaurants: 15-20 %
- Taxifahrer: 15 %, bei gutem Service wie Koffer tragen bis zu 20 %
- Gepäckträger, Zimmermädchen oder Portiers: 1-2 $ pro Gepäckstück oder Tag
- Croupier (Kartenverteiler im Casino): 5 $ zu Beginn des Spiels
In touristenstarken Regionen wie Las Vegas ist es üblich, dass das Trinkgeld direkt im Rechnungsbetrag eingeschlossen wird. Auf der Rechnung ist dies durch einen Hinweis wie „gratuity included“ erkennbar.
In einem anderen Artikel haben wir sämtliche Reisekosten einer USA-Reise zusammengestellt.
Mentalität
Die Einwohner einer ganzen Nation mit wenigen Worten zu beschreiben ist schwierig, aber nicht unmöglich. Der Glaube spielt für viele US-Amerikaner im Alltag eine wichtige Rolle und bestimmt in gewisser Weise die Lebenshaltung.
Ein fest verankerter Konservatismus mag auf den ersten Blick nicht ersichtlich sein, zeigt sich aber an den kleinen Dingen im Alltag.
Befindest du dich nicht gerade am Venice Beach von Los Angeles oder ähnlichen Orten des Inbegriffs für Freiheit und Individualität, kann schon das Tragen von zu knapper Badekleidung, das Entkleiden von Kleinkindern oder das Umziehen am Strand als Anstößigkeit empfunden werden.
Auch wenn es schnell zu einem Smalltalk kommt (mehr dazu im nächsten Punkt), sollten persönliche Meinungsäußerungen zu Themen wie Religion, Sexualität, Gleichgeschlechtlichkeit und FKK vermieden werden.
Kritik wird bei weitem nicht so offen aufgenommen wie wir es gewohnt sind, auf Selbstkritik, ein eigenes Schuldeingeständnis oder das Zurücktreten von der eigenen Meinungshaltung kann man oft vergeblich hoffen.
Smalltalk
Keineswegs sollen die zuvor genannten Aspekte negativ anmuten. Du wirst feststellen, dass die Amerikaner im Alltag, insbesondere gegenüber Fremden, sehr offen sind. Ein vielerorts empfangenes „how are you?“ (was vielmehr für „Guten Tag“ anstatt „Wie geht es dir?“ steht) oder die Frage, ob das Essen denn geschmeckt hat, wird auch bei einer eigentlich anderen Meinung nicht negativ beantwortet.
Smalltalk ist ein fester Bestandteil der amerikanischen Lebensweise.
Für uns Deutsche mag es anfänglich ungewohnt erscheinen, wenn die Konversation mit einer fremden Person plötzlich persönliche Inhalte umfasst.
Es geht darum sich am Leben zu erhellen, nicht die negativen Dinge los zu werden. Vermeintlich belanglose Themen wie das schöne Wetter, aktuelle Sportereignisse, das nächste Ausflugsziel oder die eigenen Kinder sind typische Inhalte eines Smalltalks.
[su_box title=“Tipp“]Höflichkeit ist das A & O. Die deutsche Direktheit mit gerne verwendeter Ironie oder Sarkasmus kann, insbesondere bei Anwendung einer Fremdsprache, schnell negativ aufgefasst werden.[/su_box]
Kleidung
Begibst du dich nicht gerade in ein gehobeneres Restaurant, zu einem geschäftlichen Anlass oder einer privaten Feier mit vorgegebenem Dresscode, brauchst du dir keine großen Gedanken über die Kleidungswahl machen.
Das Tragen einer Jeans, eines T-Shirts und von Turnschuhen ist für den Besuch eines Restaurants oder Hotels völlig in Ordnung. Man könnte fast sagen: im Alltag lieber under- als overdressed.
Frauen sollten sich nicht zu freizügig kleiden, weil vor allem in den kleineren Städten und Ortschaften eine recht konservative Auslegung von „Sitte und Anstand“ vorhanden ist.
Restaurantbesuch
Bei Betreten eines Restaurants deutet in der Regel ein Schild mit der Aufschrift „wait to be seated“ darauf hin, dass der Kellner seine Gäste zum Platz führt, auch wenn das Restaurant noch so leer ist. Für Fast Food-Filialen gilt diese Regel nicht.
Amerikaner verwenden das Messer nur anfänglich zum Kleinschneiden des Essens. Im weiteren Verlauf kommt nur die Gabel zum Einsatz, während die andere Hand untätig auf oder unter dem Tisch ruht.
Während der Besuch eines Restaurants in Deutschland als füllende Abendbeschäftigung angesehen und auch nach Beendigung des eigentlichen Dinierens in geselliger Runde zusammengesessen wird, ist es in den USA üblich, das Restaurant nach Beendigung zu verlassen oder an die Bar zu wechseln.
Das Essen beziehungsweise die verschiedenen Gänge werden möglichst zeitnah serviert. Wird die Nachfrage des Kellners nach einem letzten Wunsch verneint, wird umgehend die Rechnung (als „check“ bezeichnet) ausgehändigt.
Die in der Speisekarte aufgeführten Preise beinhalten nicht die ortsübliche Verkaufssteuer (als „sales tax“ bezeichnet). Der Bruttopreis wird erst in der Rechnung aufgeführt. Die Höhe dieser Verkaufssteuer variiert sowohl zwischen den verschiedenen Staaten, als auch zwischen den Städten innerhalb eines Staates.
In Kalifornien beispielsweise kann sich die Verkaufssteuer auf bis zu 10 % des Nettobetrages belaufen (7,5 % Grundsteuer plus höchstens 2,5 % lokale Verkaufssteuer).
Das Trinkgeld in Höhe von 15-20 % wird entweder bar auf dem Tisch hinterlassen oder, bei der Zahlung mit Kreditkarte, der Rechnungsbetrag dementsprechend erhöht. Zu bedenken ist, dass wie auch in vielen anderen Ländern der Welt üblich die Rechnung auf den gesamten Tisch ausgestellt wird und nicht vorher etwa gefragt wird, wer welchen Teil übernimmt.
Übrigens: In sämtlichen Restaurants wird kostenloses (kohlensäurefreies, dafür SEHR chlorhaltiges) Wasser serviert und bei Bedarf nachgefüllt.
Sparsame Restaurantbesucher können sich damit die Bestellung eines zusätzlichen Getränks sparen.
Sales tax
Die zuvor angesprochene „sales tax“ spielt nicht nur bei Restaurantbesuchen eine Rolle, sondern generell beim Einkaufen oder Shoppen.
Was in Deutschland für die Verbraucher als Endpreis angegeben wird, stellt auf den Preisschildern in den USA den Nettopreis dar, der mit der lokal geltenden Verkaufssteuer an der Kasse verrechnet wird.
Das hängt damit zusammen, dass sowohl der Staat, als auch die Kommunen und Städte etwas vom Kuchen abhaben möchten und so die Höhe der Steuer individuell kalkuliert wird. Einen hilfreichen Überblick über die lokal geltende Steuer bietet diese Seite.
Beispiel: Besuchst du die North Premium Outlets in Las Vegas, beläuft sich die Höhe der „sales tax“ auf 8,15 %. Steuerst du die Citadel Outlets in Los Angeles an, beläuft sich die Höhe der „sales tax“ auf 9,5 %. Abhängig von der Postleitzahl ergeben sich andernorts noch größere Unterschiede, die zum eigenen Vorteil genutzt werden können.
Nichtsdestotrotz müssen die Zollbestimmungen mit der Einfuhrumsatzsteuer beachtet werden, womit ein steuerlicher Vorteil zunichte gemacht wird:
[su_quote]Die von der Umsatzsteuer des Ausfuhrlandes entlastete Ware wird im Gegenzug mit der Einfuhrumsatzsteuer des Einfuhrlandes belastet. Durch diese Einfuhrbesteuerung wird verhindert, dass die eingeführten Waren ohne Umsatzsteuer an den Endverbraucher gelangen[/su_quote]
Die Reisefreimenge beläuft sich auf einen Warenwert von 430 € beziehungsweise bei unter 15-jährigen auf 175 €. Bei Tabak- und Alkohol-Waren wird die Menge zugrunde gelegt. Weiterführende Informationen zur Reisefreimenge gibt es hier, zur Überschreitung der Reisefreimenge und damit verbunden einer Abgabenpflicht hier.
Verkehrsregeln
Das Fahren in den USA ist in der Regel deutlich entspannter als in Deutschland. Dies ist in erster Linie auf die strikt einzuhaltenden Verkehrsregeln und damit verbunden das rücksichtsvolle Fahren der Amerikaner zurückzuführen. Schon geringe Geschwindigkeitsüberschreitungen werden mit hohen Bußgeldern belegt, bei höheren Überschreitungen droht sogar das Gefängnis.
Andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere Fußgänger, werden stets geachtet.
Bei stehenden Schulbussen mit eingeschalteten Blinklichtern existiert die Besonderheit, dass nicht überholt werden darf, sondern (auch aus der entgegengesetzten Richtung kommend) angehalten werden muss. Eine Missachtung kann ebenfalls ein empfindliches Bußgeld mit sich bringen.
Während in Deutschland vor allem in Ortschaften die Grundregel rechts vor links zu beachten ist, gilt in den USA die Regel, dass derjenige Verkehrsteilnehmer zuerst fahren darf, der zuerst kommt. Ein Stoppschild mit dem Hinweis „4 Way“ deutet auf diese Besonderheit hin.
Eine weitere Besonderheit stellt das Rechtsabbiegen bei roten Ampeln dar – right turn on red.
Weist nicht gerade ein Schild auf ein Verbot dieser Regelung hin (etwa ein roter Pfeil), ist es erlaubt nach vollständigem Anhalten und Umschauen nachts rechts abzubiegen.
Ein unnötiger Spurwechsel sollte vermieden werden, steht sogar unter Strafe. Aufgrund dessen ist auch das für uns ungewohnte Überholen von rechts erlaubt.
Ausführliche Informationen zur Mietwagenbuchung findest du hier.
Alkohol
Die rechtlichen Grundlagen zum Alkoholverkauf und -konsum sind in den USA generell sehr strikt, an der Westküste allerdings deutlich lockerer als in den Staaten im Südosten des Landes. Der Erwerb ist erst ab 21 Jahren möglich und nur unter Vorlage der ID, sprich des Ausweises oder Führerscheins.
An der Westküste wird in vielen Supermärkten eine reichhaltige Auswahl an Bier- und Weinsorten sowie Schnaps angeboten. Eine Verkaufssperre existiert in der Regel nur für wenige Stunden in der Nacht.
Aufgrund der hohen Kosten für eine Ausschanklizenz sind viele kleinere Restaurants nicht dazu legitimiert Alkohol in unbeschränktem Ausmaß auszuschenken. Oftmals ist der Ausschank auf Bier und Wein begrenzt oder wird komplett unterlassen.
Im Fahrzeug sollte Alkohol gänzlich vermieden werden, nicht nur vom Fahrer. Selbst die bloße Aufbewahrung im Innenraum kann bei einer Polizeikontrolle schon problematisch werden. Am sichersten ist das Verstauen im Kofferraum.
Vielerorts ist der Konsum oder sogar das offene Tragen von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten und kann empfindliche Geldstrafen zur Folge haben.
Bis auf wenige Ausnahmen, wo der öffentliche Alkoholkonsum toleriert wird (zum Beispiel Las Vegas), ist das Trinken auf Bars und Restaurants sowie die eigenen vier Wänden beschränkt.
Rauchen
Tabakraucher haben in den Staaten eine schwere Stellung.
Vielerorts gelten strikte Verbote, insbesondere an öffentlichen Orten.
Auch wenn sich die Regularitäten von Ort zu Ort unterscheiden, sind vor allem Bushaltestellen, öffentliche Verkehrsmittel und Gebäude, Parks und Fußgängerzonen sowie Strände und Piers sogenannte „Non-Smoking-Areas“.
Oftmals müssen auch bestimmte Abstände zu Eingängen und Fenstern eingehalten werden.
Für Rundreisende sind die stark variierenden Regelungen kein leichtes Unterfangen. Diese Liste der Rauchverbote ist durchaus hilfreich für eine Rundreise und bietet eine Übersicht über die individuellen Rechtssprechungen.